Was für ein Wochenende in Mantova (ITA)

Dieses Jahr stellte das int. Rennen in Mantova (ITA) der Saisonauftakt für mich dar. Zu diesem Rennen habe ich eine spezielle Beziehung, da es 2008 meine erste internationale Regatta überhaupt war. Nun nehme ich zum dritten Mal am super organisierten Wettkampf in der Lombardei teil. Verglichen mit der ersten Teilnahme, auch wenn es noch nicht soooo lange her ist, sind die Fortschritte und Unterschiede markant. Damals paddelten vier Athleten aus der Schweiz mit und ich fuhr mit Christophe eines der ersten Zweierrennen überhaupt in einem hellgelben Neloboot aus den frühen 90er. Ein Paddel, dass nicht wirklich zum Regattafahren geeignet ist und kein Plan wie lang so ein 1000m wirklich dauert.

Nun haben wir das Jahr 2010 und die Schweiz steht mit zwei vollen Bussen, 10 Athleten und 3 Betreuer am Start. Christophe und ich paddeln in der neuesten Bootsform von Nelo und in meiner Hand liegen mehr als CHF 600.- Karbon, das wissenschaftlich erforscht wurde und für den optimalen Druck sorgt. Unsere Paradedistanz 1000m haben wir mittlerweile kennengelerent und wir haben eine Strategie die mit Druck und Schlagzahl überwacht werden kann. Ach ja und etwas hat sich auch noch geändert, der Vorlauf bedeutet nicht mehr Endstation sondern wir sind enttäuscht, wenn wir auf unserer schlechtesten Distanz 200m die Finalquali um 20 Hundertstel verpassen.

Jetzt aber erstmal alles der Reihe nach, am Freitag reisten wir zur Stadt Mantova. Wie gewöhnlich gab es dann noch schnell zwei kurze Einheiten am Freitagabend um uns an das Wasser und die Strecke zu gewöhnen. Immer in netter Begleitung vom Regen wohlverstanden. Am Samstag starteten die ersten Rennen. Um 08:43 Uhr griff ich im Kajak Einer über 1000m ins Geschehen ein. Ich konnte in einem gemütlichen Tempo den zweiten Rang in meinem Vorlauf klar machen. Im Nachhinein bin ich ziemlich froh um diesen zweiten Rang, denn ich hatte Losglück und kam in einen lockeren Semifinal rein. Der Semifinal vom Nachmittag gewann ich mit 2 Sekunden Vorsprung, ohne wirklich an meine Grenzen zu gehen. Italienische Nationalmannschaftsmitglieder die seit Jahren nichts Anderes als diesen Sport ausüben, konnte ich ohne Probleme hinter mir lassen. Damit habe ich dieses Jahr nun wirklich noch nicht gerechnet. Dass ich in einem Einer-Final stehe an einem Wettkampf mit 8 Nationen, kam für mich ebenso überraschend!

Im Zweier auf 1000m sah es ähnlich aus, lockerer Durchmarsch bis in den Final. Im Semifinal wollten wir eigentlich voll fahren, doch ich spürte eine leichte Erkältung und schonte mich etwas. Im Nachhinein sicher die richtige Entscheidung. Die 200m nahm ich nur im Zweier in den Angriff, da ich im Einer zwar immer besser sprinten kann aber gegenüber den internationalen Sprinter einfach chancenlos bin. Im Zweier sah es dann auch ziemlich gut aus, wir kamen locker in den Semifinal und fuhren dort eine schnelle Zeit. Leider passte der Start nicht gut zusammen und der ist auf 200m schon noch ziemlich wichtig. Auf dem zweiten Streckenteil holten wir einiges auf und für die Finalquali fehlten schlussendlich nur 22 Hundertstel. Wir sind aber trotzdem zufrieden, dass auch auf 200m deutliche Fortschritte erkennbar sind, denn auch die sind wichtig, wenn man schnell 1000m fahren will.

A-Final über 1000m (Bahn 4 bin ich)

Am Sonntag war dann Finaltag und wie erwähnt hatte ich zwei Einsätze über 1000m. Zuerst kam wieder der Einer dran. Nach einer ziemlich miesen Nacht, mit viel Husten, Niesen und Schnupfen, fühlte ich mich eigentlich gar nicht mal so schlecht. Im Final paddelten viel Bekannte Gesichter die ich aus dem Training bereits kenne. Ich erwischte für meine Verhältnisse einen guten Start und konnte mit dem Slowenen Jost Zakrajsek neben mir mithalten. Auf den zweiten 500m drehte ich etwas auf und kam immer näher an die Spitze heran. Mit einem Endspurt der schon effektiver war, kam ich auf Platz 5. Im Vorfeld habe ich mir so eine Rangierung vielleicht erträumt, aber nicht für realistisch gehalten. Auf Sieger, Trainingspartner und zweifachen Olympiateilnehmer Jernej Zupancic Regent aus Slowenien verlor ich akzeptable 3.5 Sekunden. Der 1000m Final war eine Machtdemonstration unserer Trainingsgruppe mit Slowenien. In den Top 5 waren vier Athleten, die von unserem Coach Ingolf Beutel trainiert werden. Die Slowenen konnten sogar einen Dreifachsieg sicherstellen!

Der Zweierfinal fand 45 Minuten nach dem Einer statt und ich war schon etwas müde und zudem wurde die Erkältung immer schlimmer. Uns gelang ein mittelmässiges Rennen und das Rennen entwickelte sich total gegen unsere Taktik. o kamen wir in die Wellen der Boote neben uns und verloren viel Kraft. Es reichte schlussendlich für Rang 7. An einem guten Tag werden wir den Rückstand sicher kleiner halten können. Es gilt jedoch zu sagen, dass der Zweierfinal die stärkste Besetzung vom Wochenende beinhaltete. Das Olympiabronzeboot von 2008 in Peking, Facchin/Scadutto konnte jedoch erstaunlicherweise nicht gewinnen. Es gewannen unsere Freunde Rok Kuk / Lovro Leban aus Slowenien mit fast zwei Sekunden Vorsprung! Eine unglaubliche Leistung der beiden jungen Athleten. Sie werden immer mehr zu den Superfavoriten an der U-23 EM von diesem Jahr.

Für den Schweizer Erfolg vom Wochenende sorgte die 16-Jährige Schaffhauserin Noemie Brüschweiler, sie paddelte im 500m Rennen der Juniorinnen den starken 2. Rang heraus. Sie konnte mit den bis zu 18-Jährigen Athletinnen mehr als nur mithalten!

In zwei Wochen werden wir am Weltcupauftakt in Vichy (FRA) teilnehmen und uns gegen die absolute Weltelite messen. Meine Erkältung die nach den Rennen noch viel schlimmer wurde, klingt langsam aus und ich werde morgen wieder ins Training einsteigen.

Resultatauszug:

Kajak Einer Herren 1000m

1. Jernej Zupancic (SLO) 3:53:70, 2. Rok Kuk (SLO) 3:55:25, 3. Jost Zakrajsek (SLO) 3:55:61, Ferner 5. Fabio Wyss (SUI) 3:57:20

Kajak Zweier Herren 1000m

1. Kuk/Leban (SLO) 3:32:03, 2. Facchin/Scaduto (ITA) 3:33:98, 3. Ripamonti/Pierotti (ITA) 3:34:22, Ferner 7. Wyss/Nicolet (SUI) 3:44:94

Alle Resultate unter diesem Link

1 Kommentar

  1. Suuber gmacht chline Brüäder. Freu mich sehr und bi mächtig stolz uf dini/üchi Leistig!

    Grüässli,
    Reto

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