Wildwasser EM Valtellina

Der erste Grossanlass in dieser Saison ist für mich bereits zu Ende. Die Wildwassereuropameisterschaften fanden dieses Jahr im Veltlin in Italien statt. Die Rennen begannen am Mittwoch mit dem Classic, meiner Paradedisziplin. Ich wusste vor dem Rennen nicht genau wo ich stehe, dies hat zum Einen mit den sehr wenigen Wildwasserrennen die ich bestritt zu tun. Zum Anderen war ich vor 2 Wochen an den Schweizermeisterschaften auch noch krank und konnte nicht meine volle Leistungsfähigkeit abrufen. Der schwierige Fluss kam mir eher nicht so entgegen, da ich dieses Jahr aufgrund meinem Engagement im Flachbahnsport, auf nicht sehr viele Wildwasserkilometer kam.

Trotz allem ging ich an das Rennen sehr ruhig heran und fühlte mich während dem Wettkampftag sehr erholt und frisch. Mit einer zurückhaltenden Fahrt in den ersten Drei schwierigen Kilometer begann ich mein Rennen. Trotz kleinen Fahrfehler konnte ich auf diesem Teil Drei Sekunden Vorsprung auf die bisher gestarteten herausfahren. Um ein gutes Resultat zu erzielen musste ich mit klarer Bestzeit ins Ziel kommen und so drehte ich auf dem flächeren zweiten Teil auf. Bei der zweiten Zwischenzeit wenige Minuten vor dem Ziel hatte ich schon 8 Sekunden Vorsprung. Im Ziel kam ich ziemlich erschöpft an und konnte mit einer Zeit von 14:08.98 eine bis anhin klare Bestzeit aufstellen. Die besten Fahrer standen noch oben und es zeigte sich bald das meine Zeit etwas Wert war. Am Schluss schaute ein 17. Rang heraus. Auf den Überraschungssieger Loic Vinisale aus Frankreich verlor ich nur 26 Sekunden, was die Leistungsdichte in diesem Jahr widerspiegelt. Mit dem Resultat bin ich zufrieden, auch wenn mein eigentliches Ziel eine Platzierung in den ersten 15 war. Denn der 17. Platz bedeutet das beste Schweizer EM-Resultat seit Peter Lüthis 11. Platz 2001. 

Am nächsten Tag fand das Teamrennen auf der selben Distanz statt. Trotz relativ heftigen Fahrfehler im oberen Streckenteil lagen wir gut in der Zwischenzeit. Im Sprint passierte dann eine ziemlich üble Sache. Wie gewohnt fuhr ich an erster Stelle und versuchte mein Bruder Silvan auf der Bootswelle mitzuziehen. Ich fuhr ganz unnötig in eine Walze hinein, Silvan konnte nicht mehr bremsen und fuhr mit vollem Tempo in mein Boot hinein. Es stellte sich heraus, dass dieser Schlag schlimmer war als zuerst angenommen. Das Rennen konnte anständig beendet werden und der Rückstand von 45 Sekunden geht in Ordnung. Der 9. Platz ist jedoch nicht unbedingt ein berrauschendes Resultat. Im Ziel stellte ich dann fest, dass ziemlich viel Wasser im Boot und hinter dem Sitz, über der Wasserlinie, ein faustdickes Loch war. Dies war ein ziemlich grosser Schocker, denn so ein Loch zu flicken, damit es professionell ist, benötigt länger als nur ein Abend. Dies hiess also, dass ich den Sprint nicht mit meinem Rennboot fahren konnte. Ich hatte zwei Alternativen, zum Einen mein Trainingsboot, das fast 2kg zu schwer ist, zu alt und einfach zu langsam. Die andere Variante das Trainingsboot von meinem Bruder Silvan. Im Winter habe ich damit zwei Trainingseinheiten auf dem See gemacht und fühlte mich wohl, es ist genau dieselbe Bootsform, jedoch ein bisschen anders eingerichtet. Das Boot ist sehr neuwertig, ich bin jedoch noch nie damit auf Wildwasser gefahren. Trotzdem habe ich mich dafür entschieden dieses Boot zu fahren, ganz nach dem Motto: "No Risk, No Fun". Denn mit dem anderen Boot wäre ich im Vorhinein chancenlos gewesen.

Ich ging ganz gelassen an den Sprintstart, hatte nichts zu verlieren und hatte Spass mit der Strecke. Wie im Classicrennen hatte ich eine Startposition sehr weit vorne gehabt, das heisst Bestzeit ist Pflicht. Der Start ging ich etwas verhalten an und erwischte in den ersten 30 Sekunden zwei Wellen die man auch umfahren könnte. Bei der Schlüsselstelle flog ich jedoch über alle Wellen und nahm viel Tempo mit. Dieser Schwung hielt bis ins Ziel und ich konnte Bestzeit fahren mit 1:23.70. Beim Hochlaufen vom Sprint wurde mir klar, dass der Lauf besser sein musste als ich zuerst dachte, denn der Speaker wiederholte immer wieder: Primo posto Fabio Wyss, Svizzera!!! So macht auch Boote tragen plötzlich Spass:-) Zahlreiche Spitzenfahrer lagen nach dem ersten Lauf hinter mir und ich fand mich auf dem 13. Rang wieder. Die Top 10 waren zum Greifen nah, denn ich hatte noch Reserven und war richtig heiss. Vor dem zweiten Lauf war ich total relaxed und es konnte mich auch nicht aus der Ruhe bringen, dass ich im zweiten Lauf zwischen Weltklasseleuten startete. Das Startsignal erklang und ich gab von der ersten Sekunde an alles. Ich erwischte den oberen Teil einwandfrei, hatte Druck auf dem Paddel und eine gute Schlagzahl. Mein Kopf war total frei und ich lief es einfach laufen, bis ich zur sogenannten "Lockenwalze" kam. Eine Walze die nicht umfahren werden konnte. Eine Sekunde lang stimmte mein Paddelrythmus nicht und ich kam ungünstig in die Walze und fiel um. Mein erster Gedanke unter Wasser war, "Eskimotier und fahr Top 10!" mein Paddel war aber sehr ungünstig verkeilt und ich kam trotz Versuch nicht hoch. Meine Arme schlugen auch noch unter Wasser an und ich kam nicht sofort aus dem Boot heraus. Danach durfte ich noch 200m Wildwasserschwimmen über untiefe Passagen, meine Beine wurden dadurch nicht unbedingt schöner. An Land kamen dann noch paar Emotionen über die verpasste Chance hoch, doch die hab ich nun verdaut, ich hab gesehen zu was ich in einer nicht optimalen Saison fähig bin und habe alles riskiert, dann darf man auch einmal verlieren. Leider habe ich bei meinem unfreiwilligen Bad meinen Daumen verstaucht und verzichtete auf den Teamsprint am nächsten Tag.

So das ist jetzt mal genug geschrieben, ich bin mit der EM auf jedenfall zufrieden auch wenn ich zwei Boote ziemlich misshandelt habe, und beim Gehen Schmerzen verspüre, es war eine super Woche und wenn es optimal läuft, liegt das nächste Mal ziemlich was drin. Jetzt werden noch ein paar Trainings für die Flachbahn U-23 EM gemacht und dann mal mächtig Erfahrungen sammeln, Max Hoff und Max Benassi haben es dieses Wochenende an der grossen Regatta EM vorgemacht:-)

Hier noch der Link zu den EM Videos und die Ranglistenauszüge:

www.wwtv.it

Klassisch 5.5km

Kanadier Einer Herren (20):
1. Emil Milihram CRO 14:34.61, 2. Marc Brodiez FRA 14:48.10, 3. Jost Zakrajsek SLO 14:50.08; keine Schweizer am Start

Kajak Einer Damen (23):
1. Sabine Füsser GER 14:52.70, 2. Katerina Vacikova CZE 15:02.17, 3. Lucka Cankar SLO 15:03.40; 20. Annalena Kuttenberger (Luzern) 15:56.06

Kanadier Zweier Herren (19):
1. Jaroslav Slucik / Vladimir Vala SVK 14:33.40, 2. Jan Sutek / Stefan Grega SVK 14:41.69, 3. Maik Schmitz / Nils Knippling GER 14:46.36; keine Schweizer am Start

Kajak Einer Herren (49):
1. Loic Vynisale FRA 13:42.58, 2. Achim Overbeck GER 13:45.77, 3. Rémi Pete FRA 13:45.99; 17. Fabio Wyss (Buochs) 14:08.98, 21. Martin Scheuber (Stansstad) 14:18.33, 34. Silvan Wyss (Luzern) 14:35.21

Team

Männer. Kajak-Einer: 1. Deutschland (Achim Overbeck, Sören Falkenhain, Tobias Bong) 13:59,6. 2. Tschechien 14:02,1. 3. Frankreich 14:03,6. — Ferner: 9. Schweiz (Fabio Wyss, Martin Scheuber, Silvan Wyss) 14:45,0.

Kanadier-Einer: 1. Kroatien (Emil Milihram, Igor Goijc, Tomislav Lepan) 15:01,0. 2. Frankreich 15:10,1. 3. Deutschland 15:15,4. — keine Schweizer.

Kanadier-Zweier: 1. Tschechien (Lukas Uncajtik/Marek Rigel, David Lisicky/Jan Neset, Marek Salek/Jan Riha) 15:05,2. 2. Slowakei 15:08,4. 3. Grossbritannien 15:12,3. — keine Schweizer.

Frauen. Kajak-Einer: 1. Deutschland (Sabine Füsser, Alke Overbeck, Manuela Stöberl) 15:12,4. 2. Frankreich 15:20,3. 3. Tschechien 15:22,0. — keine Schweizerinnen.

Sprint 600m

Kanadier Einer Herren (21):
1. Vladi Panato ITA 2:47.76 (1:23.50/1:24.26), 2. Emil Milihram CRO
2:49.15 (1:24.51/1:24.64), 3. Yann Claudepierre FRA 2:52.53 (1:26.38/1:26.15);
keine Schweizer am Start

Kajak Einer Damen (23):
1. Sabine Füsser GER
2:54.32 (1:25.38/1:28.94), 2. Sandra Hyslop GBR 2:57.11 (1:27.78/1:29.33), 3.
Jessica Oughton GBR 2:58.11 (1:28.61/1:29.50); 15. Annalena Kuttenberger
(Luzern) 3:06.84 (1:31.87/1:34.97)

Kanadier Zweier Herren (18):
1. Matus Kunhart / Peter Soska SVK 2:48.53 (1:24.71/1:23.82), 2. Mathieu Blondeau /
Fabrice Bethune FRA 2:50.05 (1:23.78/1:26.27), 3. Lukas Uncajtik / Marek Rygel
CZE 2:51.09 (1:25.66/1:25.43); keine Schweizer am Start

Kajak Einer Herren (50):
1. Nejc Znidarcic SLO 2:39.41 (1:20.00/1:19.41), 2. Maxime
Richard BEL 2:39.71 (1:19.33/1:20.38), 3. Ales Marek CZE 2:41.36
(1:21.22/1:20.14); 23. Martin Scheuber (Stansstad) 2:50.17 (1:24.29/1:25.88),
30. Silvan Wyss (Luzern) 2:52.55 (1:27.23/1:25.32),
Fabio Wyss (Buochs) dnf
(1:23.70/dnf)

 

Kajak Team Männer:

1. Frankreich (Rémi Pete, Loic Vynisale, Etienne Baudu) 2:48,97. — Bemerkung: Schweizer Boot nach Daumen-Verletzung von Fabio Wyss nicht am Start.

Team Frauen:

1. Grossbritannien (Sandra Hyslop, Hannah Brown, Jessica Oughton) 3:08,17. Kein Schweizer Team.

C1 Team Männer:

1. Frankreich (Marc Brodiez, Yann Claudepierre, Stéphane Santamaria) 3:02,25. Kein Schweizer Team. — Zweier. Männer: 1. Tschechien (Lukas Uncajtik, Marek Rigel, David Lisicky, Jan Neset, Marek Salek, Jan Riha) 2:59,31. Kein Schweizer Team.

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